FÜR NEUE MUSIK ZÜRICH
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12.07.2007  18:30  MHT, Grosser Saal

Koloratur II von Johannes Harneit

ensemble für neue musik zürich

Hans-Peter Frehner Flöten
Manfred Spitaler Klarinetten
Lorenz Haas Schlagzeug
Viktor Müller Klavier
Urs Bumbacher Violine
Nicola Romanò Violoncello

Johannes Harneit Klavier/Leitung

Johannes Harneits Koloratur für 6 Instrumente und Soloklavier (2002)
basiert auf den 6 „Esterházy“-Sonaten (1774) Joseph Haydns.
Das Soloklavier spielt diese in der vorgegebenen Reihenfolge (von 1-6),
die 6 Instrumente spielen einzelne Töne der Sonaten immer dann mit,
wenn sie auf übergeordnete Zusammenhänge sich beziehen.
Die Sonaten werden als eine zusammenhängende Werkgruppe aufgefasst,
die erst bei durchgehendem Vortrag sich erschließt.
Die Komposition in Sechsergruppen (wie auch bei Mozarts Haydn
gewidmeten Streichquartetten, der sie diesem nur vollständig vortragen
wollte - und noch bei Beethovens ersten Streichquartetten) wurde
bei Haydn durch engste thematische Verklammerung der Einzelwerke
zu einem Spiel über die Autonomie der Kunstwerke:
diese sind auch beim Einzelvortrag vollständig, aber mitnichten
abgeschlossen! „Koloratur“ versucht, die Sonaten durch jeweilig
verschiedene Einfärbung auch dann kenntlich zu machen, wenn sie
in anderen Sonaten wieder (bzw. bereits) erscheinen. Die einzelnen
Instrumente entsprechen einzelnen Sonaten:
I Schlagzeug
II Violine
III Flöte
IV Klarinette
V Violoncello
VI Klavier

Hamburg, Februar 2007, Johannes Harneit


JOHANNES HARNEIT OP.17

KOLORATUR
(((Joseph Haydn:
6 Esterhazy-Sonaten)))

für Originalklavier
und 6 subdominante Instrumente:
1.Schlagzeug 2.Geige 3.Flöte
4.Klarinette 5.Cello 6.Klavier

Jacob Haringer schrieb in einem Gedicht:
„es war zu schwer, Jacob Haringer zu sein“.
Arnold Schönberg, der Haringer einst vertonte,
sagte bei seiner Musterung, er habe der Komponist
Schönberg sein müssen, da niemand anderes es habe
machen wollen.
Joseph Haydn war der Urvater der klassischen,
also auch der modernen Musik.
Die Komponisten haben nur sein eigentliches
Erbe gar nicht erkannt:
JH konzipierte nämlich RIESENFORMEN (meist in 6erZyklen),
deren Einforderung aber der Zukunft überlassen blieb.
Die Komponisten richteten sich in der Folge gewissermassen
nur in einzelnen Vierteln der Haydnschen Grossstädte ein –
Mozart war der letzte, der das Spiel auch versuchte: seine
Haydn-Quartette sind eine Antwort auf die Haydn-Zyklen,
die seit Op. 9 sämtlich als RIESENWerke aufzufassen sind.

Am Modell der 6 Esterhazy gewidmeten Sonaten versucht die
KOLORATUR
nun, lediglich durch Einfärbung der
Haydn-Sonaten die RIESENFORM hervorzuheben.
Hierfür werden keine eigenen Töne verwendet;
Nur die jeweilige Instrumentenfarbe weist auf
Zusammenhänge innerhalb des Zyklus hin:
Die MONA LISA wird nach dem Rasieren geröngt...
Keine “Bearbeitung“, keine „Analyse“,
aber vielleicht doch ein eigenes Stück
ohne J.H. zu nahe zu treten...)


Johannes Harneit
Der Komponist, Dirigent und Pianist Johannes Harneit studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Nach Engagements am Staatstheater Oldenburg und am Schiller-theater NRW Wuppertal/Gelsenkirchen war er von 2001 - 2006 Musikdirektor an der Staatsoper Hannover. Er dirigierte an der Bayerischen Staatsoper München, am Bremer Theater sowie bei den Rundfunk-orchestern des NDR, WDR und SWR, dem Dänischen Rundfunkorchester Kopenhagen und ist ständiger Gastdirigent beim Kairo Symphony Orchestra. In der Spielzeit 2006/07 war er Chefdirigent des Belgrader Nationaltheaters. Er erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge, unter anderem von der Hamburgischen Staatsoper, der Alten Oper Frankfurt und dem Ensemble Scharoun und Einladungen nach Zürich, Basel und Berlin. Im Grenzbereich neuen Musiktheaters gab und gibt es eine intensive Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Herbert Wernicke, Christoph Marthaler und Anna Viebrock. Von seinen Werken sind u.a. das Violinkonzert (UA 2000, Christian Tetzlaff gewidmet), die Kammeroper „idiot“ (UA Theater Basel 2001), die Zeitoper „Der jüngste Tag ist jetzt“ (UA Hannover 2003), das Orchesterwerk „Schwingen“ (UA Montepulciano 2003) zu nennen. Seit Herbst 2003 ist Johannes Harneit zudem Chefdirigent der Sinfonietta Leipzig. An der Staatsoper Hannover dirigierte Harneit u.a. Luigi Nonos Oper „Unter der großen Sonne von Liebe beladen“ (Regie: Peter Konwitschny), die von der „Opernwelt“ als beste Aufführung des Jahres 2004 ausgezeichnet worden ist. 2005 erhielt die Uraufführung von Hans-Joachim Hespos’ „iOPAL“, ebenfalls unter seiner Leitung, von der „Opernwelt“ die gleiche Auszeichnung. Die Stuttgarter Philharmoniker brachten das Konzert für Cello und Orchester im April 2006 zur Uraufführung und im Mai 2006 debütierte Johannes Harneit beim Ensemble Modern. Beim letztjährigen Beethoven-Fest in Bonn kam zudem seine Beethoven-Skizzen zur Uraufführung. An der Staatsoper Stuttgart wird er 2008/09 die musikalische Leitung von Paul Dessaus Oper „Lancelot“ in der Inszenierung von Peter Konwitschny übernehmen. In der kommenden Spielzeit wird Johannes Harneit Generalmusikdirektor des Belgrader Nationaltheaters.
20. Januar 2013
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