FÜR NEUE MUSIK ZÜRICH
Programm

PROGRAMM

29.09.2016  20:00  Chur, Loësaal
30.09.2016  21:30  Zürich, Kunstraum Walcheturm, Kanonengasse 20
01.10.2016  20:30  "
02.10.2016  18:30  Luzern, Sousol

ZeitSein UA
von Matthias Spillmann





ensemble für neue musik zürich
Hans-Peter Frehner Flöte
Manfred Spitaler   Klarinette
Viktor Müller      Klavier
Lorenz Haas        Schlagzeug
Annina Wöhrle      Violine
Nicola Romanò      Violoncello

Laura Robles       Cajon
Raffaele Bossard   Kontrabass
Matthias Spillmann Trompete/Leitung

ZeitSein
eine Komposition mit dem ensemble für neue musik zürich und Gästen

Abendprogramm

    




Hinter dem Begriff „ZeitSein“ steht die Überlegung, dass die Musik wie keine andere Kunstform der Zeit unterworfen ist und sie gleichermassen gestaltet. Jede allerkleinste Änderung der Ereignisdichte im Bereich von Millisekunden hat substantielle Auswirkung auf das wahrnehmbare Endergebnis, denn das Gehör ist in dieser Hinsicht allen anderen menschlichen Sinnen weit überlegen.
Gleichzeitig steht die Musik für den Ausbruch aus dem Unterworfensein unter die Zeit.
Während ein Ton eigentlich eine Abfolge einzelner Druckimpulse in der Zeit darstellt wird er doch musikalisch mit allen Resonanzen und der stetigen Änderung feinster Nuancen in seiner Gesamtheit als Klang wahrgenommen. Vollends zu einem mystischen Erlebnis wird die zyklische Abfolge verschiedener Klänge in einem organisch sich verändernden Zusammenhang, einfacher gesagt: der Rhythmus.

Diese Betrachtungen sind oberflächlich betrachtet Allgemeingut, für einen Jazzmusiker stellen sie jedoch den Lebensinhalt dar. Die Hauptaufgabe besteht in dieser Musik darin, sein Verhältnis zum Metrum, bzw. dem zu Grunde liegenden Zeitfluss zu gestalten.

Der Trompeter Matthias Spillmann hat in diese Aufgabe beträchtliche Energie investiert. Dies nicht nur als Interpret, sondern ebenso sehr als Teil von Bandkollektiven, allen voran seiner eigenen Gruppe MATS-UP. Dabei ist die Einsicht gereift, dass rhythmisches Empfinden immer eine kollektive Leistung, mehr noch: eine soziale Errungenschaft ist.

Bei seiner Komposition für das Ensemble für Neue Musik Zürich stellt sich ihm nun die Aufgabe, diese hauptsächlich kollektiv und intuitiv gewonnenen Erkenntnisse einem Ensemble aus Interpreten notierter Musik zugänglich zu machen. Keine leichte Aufgabe, angesichts der Tatsache, dass die westliche Musiknotation bereits mit der Darstellung der einfachsten rhythmischen Phänomene, wie Phrasierung oder Dehnung des Metrums, überfordert ist. Die Entwicklung der Musik endet also nicht mit dem Erstellen der Partitur, sondern schliesst die Probearbeit mit dem Ensemble, ja sogar die Aufführung und das Publikum gleichermassen mit ein.

Entstehen soll dabei jedoch nicht eine „Neue Musik“, sondern eine archetypische Musik, eine Musik, die vielleicht schon immer da war, die aber noch von niemandem gemacht wurde und die noch niemand gehört hat. Diese Musik versteht die Zeit nicht als Übergang von der Vergangenheit in die Zukunft, sondern sie ist reine Gegenwart. Sie ist ein stetig sich verändernder, organisch pulsierender Zustand.

Das Ensemble wird dabei erweitert durch die Peruanische Perkussionistin Laura Robles, welche als eine der grössten Könnerinnen auf dem Cajon zu gelten hat. Ausserdem spielt Raffaele Bossard den Kontrabass, ein langjähriger Mitstreiter Spillmanns in dessen Band MATS-UP, sowie der Komponist selber an der Trompete.
m.s.

MATTHIAS SPILLMANN (Tp, Flhn,*1975) studierte Trompete an der Swiss Jazz School in Bern, sowie an der New School for Social Research in New York City.
Seit 1999 unterhält er die Band MATS-UP, die seine Kompositionen spielt und sechs Alben veröffentlicht hat. MATS-UP wurde u.a. für den Preis der „Deutschen Schallplattenkritik“ und den „BMW World Jazz Award“ nominiert und gewann den „Moods Blues & Jazz Award“. Daneben spielt er im Duo mit dem Kölner Pianisten Pablo Held Lieder aus aller Welt und ist Mitglied folgender Bands: Grünes Blatt, Woodlander, Lauer Large und Lucerne Jazz Orchestra. Regelmässig arbeitet er im Grenzbereich von Neuer Musik, Improvisation und Jazz, so mit Gianluigi Trovesis „Berg Heim“, der Freien Oper Zürich, Ensemble für Neue Musik Zürich und Steamboat Switzerland.
Konzertreisen führten in auf drei Kontinente und er spielte mit Franco Ambrosetti, Bob Berg, Malcolm Braff, Randy Brecker, Dee Dee Bridgewater, Gary Burton, Peter Evans, Joe Lovano, Benny Golson, George Gruntz, Sophie Hunger, Jojo Mayer, Bob Mintzer, Chris Potter, Tyshawn Sorey, Clark Terry, Gianluigi Trovesi, Nils Wogram u.v.a.
www.matthiasspillmann.ch

LAURA ROBLES (Cajón, Batás, Congas, E-Bass) wurde 1981 in Swaziland, Afrika, geboren und wuchs in Lima auf. Bereits mit vier Jahren eröffnete sich ihr durch den Unterricht bei Meister Amador "Chebo" Ballumbrosio der Zugang zur reichen afro-peruanischen Musiktradition bevor sie der durch seine Arbeit mit Susana Baca international bekannte Juan Medrano "Cotito" unter seine Fittiche nehmen sollte; seit zehn Jahren gilt Laura in Peru nun selbst als eine der wichtigsten Spieler der Cajón, des zentralen Instruments der unter Einfluss von Westafrika-stämmigen Sklaven entstandenen Folklore.
Mit 13 wurde sie an Susana Bacas "Instituto Negro Continuo" angenommen, studierte intensiv kubanische Folklore und Popularmusik sowie die komplexe Musik der Yoruba-Kultur. Das Angebot eines Stipendiums des Berklee College Boston lehnte sie ab, um sich ihrer eigenen Musik widmen zu können.
Sie gründete die erfolgreichen Bands "Astrocombo" und "Stretch it to The Limit", daneben die sozialpädagogische Initiative "Parió Paula", spielte mit Theater- und Tanz-Kompanien und einigen der renommiertesten Folklore-, Jazz- und Rock-Musikern Perus – in Peru und auf internationalen Festivals u.a. in Mittel- und Südamerika, USA und Spanien.
Auf der stetigen Suche nach Horizonterweiterungen zog sie 2012 nach Berlin, wo sie seitdem u.a. mit Johannes Lauer, Joscha Oetz, Almut Kühne, Ahmed Soura, Uli Kempendorff, Greg Cohen, Simon Nabatov, Niels Klein, Pablo Held Trio, Wanja Slavin, Christian Weidner, Bodek Janke, MORF, DUS-TI, Berlin Art Orchestra und Lauer Large zusammenarbeitete. Im Sommer 2012 gründete sie die Berliner Version ihrer "Astrocombo", welche 2014 den Studio-Preis der Stadt Berlin gewann.
Laura Robles ist zudem gefragte Pädagogin, sie gab unzählige Stunden Einzel-Unterricht und Workshops, u.a. an Kindergärten, Schulen und Hochschulen (Universidad Peruana de Ciencias, Hochschule für Musik Dresden, Hochschule für Musik und Tanz Köln).
»Sie schlägt den Beat in die ungeschminkte, die wilde Sinnlichkeit. Laura Robles schlägt mit der Kraft der Erde« (Wolfram Frommlet, SZ)
www.laurarobles.de

RAFFAELE BOSSARD (Kontrabass, *1982) kam mit 17 Jahren über den Elektrobass auf den Kontrabass. Im Sommer 2008 schloss er mit einem Master in Pädagogik und Performance (mit Auszeichnung) die Hochschule Luzern für Musik ab. Zu seinen Lehrern zählten u.a. Heiri Känzig, Hämi Hämmerli, Patrice Moret und Peter Frei.
Raffaele Bossard spielt bei Matthias Spillmanns’ Mats-Up, Dominik Egli’s Plurism, Christoph Irniger Trio, Pilgrim und dem Joe Haider Quartett. Seine noch junge Karriere liess ihn mit Jazz Grössen zusammenspielen wie: Fazile „Feya“ Faku, Glenn Ferris, Joey Baron, Nasheet Waits, Nils Wogram, Hayden Chisholm, Claudio Puntin, Ohad Talmor, Ziv Ravitz und Nat Su. Er spielt regelmässig im In- und Ausland und seine musikalische Tätigkeit ist auf über zwei Dutzend Tonträgern dokumentiert.
Raffaele Bossard ist Preisträger des ZKB Jazzpreises, Moods Jazz&Blues Award, Transnational Promotion Award, der Friedel-Wald Stiftung 2008 und der Korporation Zug und war Teilnehmer des 18. internationalen IASJ Meeting in Riga, Latvia.
www.raffaelebossard.com
23. März 2024
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